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Mit den Neuauflagen der Krankheitskataloge ICD und DSM werden die Grenzen dessen ausgedehnt, was als psychisch krank gilt. Formulierten in den 1960/70er Jahren noch außerparlamentarische Linke und ihr verbundene Psychiater_innen eine radikale Kritik an der Institution Psychiatrie, wurde im Anschluss daran die Kritik hauptsächlich von Betroffenen getragen und in die Praxis übersetzt. Heute findet Psychiatriekritik selbst im bürgerlichen Mainstream statt. Diese reibt sich allerdings lediglich an den aktuell in den Katalog aufgenommenen Diagnosen und den Interessen der Pharma-Industrie. Eine radikale Gesellschafts- und Machtkritik, wie sie die Alte und Neue Antipsychiatrie enthält, lässt sie jedoch vermissen.
Die Herausgeber*innen:
Cora Schmechel hat Gender Studies an der HU Berlin studiert und ist seit Langem in
queerfeministischen und z.T. antipsychiatrischen Zusammenhängen aktivistisch und publizistisch aktiv.
Fabian Dion lebt in Berlin und arbeitet in einer sozialpsychiatrischen Einrichtung.
Kevin Dudek ist in antipsychiatrischen Zusammenhängen aktiv.
Mäks* Roßmöller studiert Psychologie, arbeitet im
Weglaufhaus Berlin und ist aktiv in queerfeministischen und trans*-Zusammenhängen.
Medien
Die Anstalten wurden zwar verkleinert, aber die Gesamtzahl der psychiatrischen Institutionen stieg stark an.. Das Netz sozialer Kontrolle wurde engmaschiger geknüpft, oftmals gab es kein Entkommen. All das könne nur verstanden werden, so der Autor, wenn die gesellschaftlichen Veränderungen seit den 70er Jahren in den Blick genommen würden.
Rezension | „Psychatriekritik: Das Netz sozialer Kontrolle wird engmaschiger“ von Anne Seeck, in: Contraste 378, März 2016